Pro Leipziger Messe
Von den Massenmedien wird seit Wochen gezielt durch die Leipziger Messe GmbH
die Meinungsbildung der Bevölkerung hinsichtlich des geplanten Messegeländes in Mockau
geschürt. Dies geschieht, ohne daß ein ausreichendes Messekonzept vorgelegt wurde.
Emotionen werden somit geladen, die für die Messestadt nicht förderlich sind.
Engagierte Leipziger, Abgeordnete, Vertreter verschiedenster Fraktionen, Interessenvertreter von
Vereinen und Initiativen haben eine sehr skeptische Meinung zu dem vorgesehenen Projekt.
Eine öffentliche Meinungsbildung fand weder in der Stadtverordnetenversammlung noch in den
Fachausschüssen statt.
Aus diesem Grunde hatte der Bund Deutscher Architekten, das Stadtplanungsamt und
"PRO LEIPZIG" am 30.8.1991 zum ersten öffentlichen Meinungsaustausch eingeladen. Es ist
schon verwunderlich, wenn man von der Leipziger Messe GmbH hört, daß sie am 24.5.1991 einen
Auftrag zur "Untersuchung - Neue Messe Leipzig" auslöste, in deren Folge ein "Grobkonzept -
Neue Messe Leipzig" erstellt wurde sowie eine Entwurfsstudie vom Juni 1991 zum "Internationalen
Dienstleistungszentrum (IDZ)" - "Alte Messe Leipzig".
Wo blieb da der Gedanke von der "menschlichen Messe", den Herr Schoop zu Beginn seines
Amtsantrittes mehrmals betonte ?
Wo blieb in diesem Zusammenhang der Auftrag an die entsprechenden Architekten hinsichtlich der
Untersuchung des Technischen Messegeländes ?
Stattdessen werden in den Unterlagen der Messe GmbH fast nur Nachteile für das Gelände der
Technischen Messe aufgezeigt, die - sofern sie zutreffen - eine natürliche Folge sozialistischer
Messepolitik sind und - so die Fachleute - im positiven Sinne in kurzer Zeit verändert werden
können. Nur der Wille ist entscheidend.
Ein Beispiel dazu. Der Bereichsleiter Technik der Leipziger Messe GmbH, Herr Häusler, versuchte
zu betonen (nachzulesen in Standort - Perspektiven vom August 1991), daß es nur die Zwickauer
Straße (in Höhe Richard-Lehmann-Straße) für LKW Zubringer gäbe.
Wer das Leipziger Messegelände und sein Umfeld kennt, weiß, daß LKW's auch vom Deutschen
Platz aus in das Gelände gelangen (normale Höhe wäre zu beachten) oder über die Philipp-
Rosenthal-Straße (am ehemaligen Intershop). Zudem gibt es die Möglichkeit, Messegüter über den
Containerbahnhof Stötteritz anzuliefern (eigene Bahnanlage vorhanden).
Desweiteren existieren schon seit Jahren Pläne über den Brückenbau Kurt-Eisner-Straße
- Zwickauer Straße (in Höhe Semmelweisstraße). Man muß die Brücke nur bauen.
Ich hoffe, daß an diesem Beispiel die Unzulänglichkeit der Beweisführung, die gegen das alte
Gelände sprechen soll, zu erkennen ist.
Zu gerne wird von der Leipziger Messe GmbH mit nicht ausreichend unterlegten Zahlen operiert.
750 Millionen DM müßten allein für Freiflächen und Hallen im Technischen Messegelände
aufgewendet werden, weitere 750 Millionen DM für die Infrastruktur.
"Nur" 900 Millionen werden grob veranschlagt für das neue Messegelände. Ich frage mich, wo
bleiben da die Kosten für die Erschließungsarbeiten, die minestens noch einmal das Doppelte
verschlingen ?
Wo bleibt da der Kaufpreis für das Gelände ? Bei 60 DM je Quadratmeter (Quelle bezahlte 55 DM
je Quadratmeter) wären das bei 100 ha = 60 Millionen DM.
Es fehlt auch von dieser Seite die Beweisführung, daß die Technische Messe nach Mockau
verlagert werden muß.
Trotz der vielen ungeklärten Fragen und des fehlenden Konzeptes für die Technische Messe hat
Planungsdezernent Gormsen eine Vorlage für die Hauptausschußsitzung am 4.9.1991 mit dem
einzigen Titel "Errichtung eines neuen Messegeländes auf dem Gebiet Leipzig-
Mockau/Seehausen/Wiederitzsch" erarbeitet.
Ich sehe darin eine Boykottierung des demokratischen Meinungsfindungsprozesses. Denn auf der
vorangegangenen ersten Informationsveranstaltung des Fachausschusses Stadtentwicklung und
Raumplanung zum Thema Messe in gemeinsamer Sitzung mit dem Wirtschaftsausschuß am
27.8.1991 wurde festgelegt, daß der Planungsbeirat ein Statement zum Ist-Zustand Technische
Messe erarbeiten soll. Warum will man dem vorgreifen ?
Warum will man diesem Wettrennen die Qualität opfern ?
Wer treibt uns eigentlich ... ?
Wie "PRO LEIPZIG" fordere ich eine demokratische Entscheidungsfindung.
1. Die Projekte Technische und "Mockauer" Messe müssen gegenübergestellt
und ausgewertet werden.
2. Die Vor- und Nachteile müssen aufgelistet werden, einschließlich der
Abrißkosten von einigen Gebäuden auf der Technischen Messe und der
Erschließungskosten auf dem Mockauer Gelände.
3. Dazu brauchen wir eine Nutzungs- und Verkehrskonzeption.
Ich hoffe, daß sich die Abgeordneten im Hauptausschuß für eine wohlwollende
und umfassende Untersuchung der zwei Standorte aussprechen.
Gudrun Neumann , Geschäftsführerin "PRO LEIPZIG"
Leipzig, den 03.09.1991
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